Brunello di Montalcino, eine kleine Auswahl zur Degustation

Einmal mehr ist die Gruppe der „Auserwählten“ gefordert!

Angesagt ist, aus einer von Weinwelten.com und dem Verkäufer im Weinshop von Le Potazzine in Montalcino empfohlenen Auswahl an Brunello di Montalcino – keine Riserva -, den „wahren“ Gewinner herauszufinden.

Sämtliche Probanden sind als „preiswert“ zu betrachten, obwohl der eine Wein mit 50.– € nicht eben ein Schnäppchen ist. Aber es ist allgemein bekannt, dass diese Brunello’s bzw. alle den Inhalt des Portemonnaies arg strapazieren. So treten denn 8 Weine – preislich zwischen 30.– € und 50.– € – zur Degustation an. Mal sehen welcher von uns „Amateuren“ zum Besten gekrönt wird.

Wieso, so fragt sich der Leser, mag uns (mich) dazu bewogen haben, eben diese Degustation ins Leben zu rufen. Nun, ganz einfach! Wer schon einmal in Montalcino war, weiss sich von der schieren Menge – immerhin gibt es an die 220 Weingüter – an dargebotenen Weinen nicht zu retten. Es gibt also nichts einfacheres, als sich vorgängig im Internet schlau zu machen, welche Weingüter denn Jahr für Jahr sehr gute Weine anbieten. Und deren gibt es viele! Also wurde von mir eine kleine bescheidene Auswahl zur Degustation getroffen. Sollte das eine oder andere von einem Weinkenner bevorzugte Weingut nicht unter den Probanden sein, dann entschuldigen wir uns ganz höflich schon einmal im voraus! Aber wir sind 8-10 Personen und gehen nach dem Grundsatz von Merum: der zu degustierende Wein wird getrunken, und wenn er unser Wohlwollen erhält, dann wird die ganze Flasche geleert. So müssen wir uns wohl oder übel auf ca. 8 Flaschen konzentrieren, wollen wir am Ende des Abends nicht als Alkoholleichen enden. Voilà!

Um die Gunst der Anwesenden buhlen sich die folgenden „Günstlinge“ (Anm. der Red.: ich liebe diesen Eröffnungssatz, darum hier noch einmal verwendet), welche auch mit der entsprechenden Bewertung versehen werden. Und natürlich werden wir „Amateure“ streng nach unserer „Tagesform“ absolut „unprofessionell“ das Ganze in Augenschein nehmen. Die Benotung erfolgt also rein „intuitiv“ und – ob vernichtend oder nicht – zeigt uns den Rang des Probanden.

Ah ja, noch etwas zu den Jahrgängen: wir haben eben jene Weine gewählt, welche im Regal zur Verfügung standen. Schön wäre es gewesen, wenn alles 2010er-Weine zur Verfügung gestanden hätten, aber die Jahrgänge 2008 und 2011 gelten ja immerhin noch als „sehr gut“. Der 2012er – welcher ebenfalls als „ausgezeichnet“ gilt (nach längerem Streit übrigens, wie ich irgenwo im Netz der Netze nachlesen konnte) – war zum Zeitpunkte des Kaufes der Probanden leider noch nicht verfügbar.

Die Günstlinge im Einzelnen:

  • No 1 Lisini, Brunello di Montalcino, 2011 (39.– €)
  • No 2 Talenti, Trentennale, Brunello di Montalcino, 2011 (34.– €)
  • No 3 Capanna, Brunello di Montalcino, 2010 (33.– €)
  • No 4 Caprili, Brunello di Montalcino, 2011 (33.– €)
  • No 5 Costanti, Brunello di Montalcino, 2008 (40.– €)
  • No 6 Armilla, Brunello di Montalcino, 2011 (32.– €)
  • No 7 Caparzo, Brunello di Montalcino, 2010 (30.– €)
  • No 8 Le Chiuse, Brunello di Montalcino, 2011 (50.– €)

Die Rangliste (für die Quotes verantworlich zeichnen: Giovanna und Bruno, Antonio, Angi und Werni sowie Erika und ich):

  • Rang 1 (17 Quotes) Lisini, Brunello di Montalcino, 2011. Ein sehr duftiger, komplexer und dichter Brunello, mit Aromen von Kirschmarmelade, Tabak und Gewürzen in der Nase, am Gaumen voll und würzig. Im Mund ganz reine Frucht mit unglaublich viel Charme, die reine Freude (Lobenberg, www.gute-weine.de). Wertungen: Parker & andere 92-95 Punkte, Duemilavini 4 grappoli (meine Wertung: Platz 5; auf 1 für Angi und Bruno; auf 2 sahen ihn Giovanna, Werni und Antonio; Erika sah ihn ebenfalls erst auf Platz 4)
  • Rang 2 (22 Quotes) Capanna, Brunello di Montalcino, 2010. Leuchtendes Rubingranat mit leicht aufhellendem Rand. Betont duftige Nase mit Noten nach Weihrauch und Sauerkirsche, unterlegt von feinen, würzigen Komponenten. Saftig am Gaumen, zeigt schönes Spiel, viel pralle, reife Frucht, entfaltet sich dann mit dichtem, kernigem Tannin. Sehr langer Nachhall, toller Wein! (www.falstaff.ch). Wertungen: Parker & andere 88-94 Punkte – also sehr durchzogen! (meine Wertung: Platz 6; auf 1 sahen ihn Giovanna, Werni und Antonio; von Erika gab’s Platz 3; Bruno meinte Platz 4 und von Angi gab’s auch nur Platz 6)
  • Rang 3 (29 Quotes) Le Chiuse, Brunello di Montalcino, 2011. Komplexes Bukett nach reifen Kirschen, Kräutern, Leder und Gewürzen. Kräftiger aber geschmeidiger Körper mit komplexer Aromatik und reifen, präsenten Gerbstoffen im Finale (www.ullrich.ch). Wertungen: Parker & andere 90-95 Punkte, 3 bicchieri von gambero rosso (meine Wertung: Platz 4; auf 1 wurde er von Erika erhoben; ebenfalls auf 4 sahen ihn Giovanna, Angi und Antonio; von Werni gab’s Platz 5; von Bruno Platz 7)
  • Rang 4 (30 Quotes) Costanti, Brunello di Montalcino, 2008. I have long thought of Costanti as a top ten estate in Montalcino, but I am now convinced this property could belong in the top five. His 2008 Brunello is one of the wines of the vintage. The 2008 is a model of class and pure pedigree. Approachable today, the 2008 should have no problem aging gracefully to age 20 and likely beyond. It is without question one of the few great wines of the year. Spiced notes flesh out on the generous, seductive finish (Robert Parker’s Wine Advocate, 93 Punkte). Wertungen: Parker & andere 90-95 Punkte (meine Wertung: Platz 2; ebenso für Bruno; auf Platz 3 steht dieser Wein für Angi und Antonio; auf Platz 6 wurde er von Giovanna und Werni verbannt; für Erika war dieser Wein gar das Schlusslicht)
  • Rang 5 (31 Quotes) Caprili, Brunello di Montalcino, 2011. Einzigartige Düfte, die an Waldblumen und nasse Erde erinnern, grillierte Kräuter und dunkle Fruchtnoten. Getrocknete Feigen und Grahambrot unterscheiden diesen Sangiovese von manch anderen (alexander-weine.ch). Oh, what a straight beast! Smoothly full-bodied and fruit-forward. Some complexity developed after decanting for an hour. Very dark ruby red in color, and with an aromatic nose of red fruits, herbs and tobacco. Palate is rich, but needs more time to really soften out.. Strong tannins and vibrant acidity, accompanied by sour raspberries, plums, pepper and flowers. Powerful finish, great length (vivino.com; Alexander Hammergart). Caprili gehört noch nicht zu den berühmten Brunello-Gütern, aber liegt zwischen zwei sehr renommierten Lagen und wird so zum „Geheimtipp“, denn das Mikroklima ist ähnlich (bremerwein.de). Wertungen: Parker & andere 89-93 Punkte (meine Wertung: Platz 1, und damit stand ich ganz alleine da; Platz 4 für Giovanna und Werni; Platz 5 für Bruno, Angi und Antonio; für Erika war’s gerade mal Platz 7)
  • Rang 6 (37 Quotes) Caparzo, Brunello di Montalcino, 2010. Er ist intensiv granatrot mit einem kraftvollen Bukett von Waldfrüchten, Schwarzkirschen, Gewürzen, Lakritz und Tabak sowie mit fein eingewobene Holznoten präsentiert er sich dem Geniesser (edelrausch.de). So light with graceful strength but takes time. Very oily texture on the glass. First it’s light, subdued, Rosso like. It didn’t storm from the bottle, it stepped delicately, reluctantly. The palate was locked for 3 hrs. Then it’s feminine, softly spiced, with a strong elegant core, outstanding balance, sophisticated, a mature beautiful woman gliding across the dance floor in a soft spot light. Exuberant tannin prevents it being lost towards the finish, which is long and finely polished (vivino.com; @Shane G). Wertungen: Parker & andere 91-93 Punkte (meine Wertung: Platz 3; für Angi war’s Platz 2; Erika sah ihn auf 5; von Bruno und Antonio gab’s Platz 6; Giovanna meinte Platz 7 und nicht mehr; und Werni stellte den Wein gar an den Schluss)
  • Rang 6 (37 Quotes) Talenti, Trentennale, Brunello di Montalcino, 2011. Chopped herb, forest floor, leather, espresso and a balsamic note are some of the aromas that waft out of the glass. The powerfully structured palate delivers prune, dried cherry, tobacco, and roasted coffee bean framed in firm fine-grained tannins. Give the tannins a few more years to unwind then drink to capture the fruit richness (winemag.com, WineEnthusiast). Situata nel versante sud di Montalcino, poco distante dal borgo medioevale di S.Angelo in Colle si trova il podere Pian di Conte, un struttura di antica origine che si affaccia sulla dolce vallata del fiume Orcia, cuore dell’azienda Talenti (cantinaosenna.com). Also noch ein Wein aus den südlichen Gefielden des Montalcino, wie der Lisini auf Platz 1. Wertungen: Parker & andere 90-91 Punkte, 3 bicchieri di gambero rosso (meine Wertung: Platz 8; für Erika war’s Platz 2; von Bruno und Werni gab’s Platz 3; Giovanna fand Platz 5 für angemessen; und Angi und Antonio verwiesen ihn ebenfalls auf 8)
  • Rang 8 (45 Quotes) Armilla, Brunello di Montalcino, 2011. Laut Gambero Rosso einer der 15 besten Brunellos des Jahrgangs 2011! Dazu jeweils 93 Punkte von James Suckling und vom Wine Enthusiast – “ein reifer und wunderschöner Wein, wirklich köstlich jetzt”, lobt Suckling (vicampo.ch). “Elegant, kraftvoll, sehr überzeugend und angenehm”, fasst meine Verkostungsnotiz zusammen. Ein wirklich atemberaubender Brunello! Tiefes, dunkles Rot erfüllt das Glas, der fein gereifte Duft erinnert an Tabak, Gewürze, dunkle Beeren, Pflaumen und etwas Heilkräuter. Am Gaumen zeichnet sich der Wein durch seine Geradlinigkeit aus: Aromen von Blaubeeren, Kräutern, Gewürzen und Tabak, feinkörniges Tannin und ein zarter Biss im langen Abgang – dafür gebe ich 96 Punkte (vicampo.ch; Carsten Stammen). This is perfumed with enticing scents of fragrant blue flower, pressed powder, wild berry, chopped herb and an earthy whiff of leather. On the ripe, juicy palate, velvety, enveloping tannins support fleshy black cherry, crushed strawberry cinnamon and clove. Thanks to the fruit richness, you won’t detect the hefty alcohol (winemag.com, WineEnthusiast). Wertungen: Parker & andere 88-93 Punkte, von gambero rosso dann wohl 3 bicchieri (meine Wertung: Platz 7; einzig Giovanna sah ihn auf Platz 3; für die anderen war es Platz 6 bzw. 8 und 3 Mal ebanfalls Platz 7)

Zusammenfassung

Bis dato waren wir uns so mehr oder weniger einig bei den letzten Degustationen, welcher Wein denn auf Platz 1 zu stehen kommt, welche im Mittelfeld landen und welcher das Schlusslicht bildet. Nicht so bei den Brunello die Montalcino! Wir konnten uns einfach nicht einig werden, welcher Wein denn nun wirklich wo zu stehen kommt. Haben die einen den Wein ganz vorne platziert, sahen ihn die anderen genau am anderen Ende der Skala.

Natürlich, die Brunello’s sind nicht einfache Weine, sie müssen „gefunden“ werden. Sie sind eigentlich allesamt rauh, haben einen relativ grossen Säureanteil, sind zumeist „alkoholisch“, reich an Tanninen! Nichtsdestotrotz: alle hier vorgestellten Weine sind ausgezeichnete Vertreter der Brunello di Montalcino, was auch die Bewertungen der Professionals hinreichlich belegen. Hinter wohl jedem der hier vorgestellten Probanden steht solides Handwerk! Die Weine haben allesamt eine edle Struktur, hinterlassen im Gaumen eine Fülle von Aromen, die sich mit Worten kaum ausreichend beschreiben lassen. Wir haben sämtliche Weine leergetrunken, Chapeau! 8 Weine auf 7 Leute verteilt, das verlangt nach einer grundsoliden Basis, will heissen: es muss genügend gegessen werden. Und hier haben wir uns nicht lumpen lassen:

Vorspeise: selbstgemachte Bruschetti, mit natürlich selbstgemachter Tomatensauce; danach eine herbstliche Kürbissuppe (war auch nicht die schlechteste!)

Hauptgang: Crespelle alla fiorentina (gefüllte Omelettes mit Ricotta und Spinat), mit Käse und Tomaten überbacken – einfach köstlich! Hervorragend gemacht! Lieben Dank an Angi, das war eine super Idee mit diesen „Omelettes“!

Dessert: Orangen in Scheiben mit Chocokrokant. Einfach lecker. Lieben Dank an Giovanna und Bruno.

Dessert 2: eine riesen Käseplatte mit Käse aus allen Himmelsrichtungen. Antonio hat sich selbst übertroffen! Besten Dank.

Und natürlich das Ganze in einer super Location! Mit Apéro unter dem Sonnenschirm, draussen im Garten und das Essen in gediegener Atmosphäre. Alles auf Hochglanz getrimmt und die Küche ebenfalls zur Verfügung gestellt! Meine liebe Erika, vielen vielen Dank.

Ja, das schreit geradezu nach mehr! Hier stellt sich denn alleine die Frage: „Wer hätt do Luscht?“! Wer stellt seine Location zur Verfügung? Und man braucht ein dickes Polster, gehen doch die Letzten erst um 3.30 Uhr nach Hause; in der Küche stappeln sich die Berge von Geschirr! Wie auch immer: vielen Dank noch einmal an alle Teilhabenden!

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*